Aufruhr in der Elsa-Brändström-Straße. Im Rahmen des Stadtbahnprogrammes, mit dessen Hilfe die HAVAG ihre Infrastruktur verbessern möchte, sollen zahlreiche Parkplätze wegfallen. Hintergrund sind Umbaumaßnahmen, auch zugunsten eines Fahrradweges. Dieser Fahrradweg ist allerdings zentrales Element im Zuge der Förderfähigkeit der Baumaßnahme.
Sogenannte Verkehrsexperten erklären den Politikern, dass eine Nutzung von Autos nicht zu den zukunftsträchtigen Konzepten von Großstädten gehören. Meistens leben diese „Experten“ in Metropolregionen in denen ihre Arbeitsstelle fußläufig von ihrer Wohnung erreichbar ist.
Anders sehen die Realitäten aber in der Stadt Halle aus: Laut offizieller Statistik der Bundesagentur für Arbeit pendelten allein im Corona-Jahr 2020 41.000 Menschen zum Arbeiten nach Halle. 30.000 verließen die Stadt zum Arbeiten. Der Anteil dieser Berufspendler, die ihre Arbeitsstelle mit dem Fahrrad erreichen können, dürfte relativ gering ausfallen. Alle anderen sind auf einen funktionierenden Nahverkehr oder eben, auch zu einem erheblichen Anteil, auf ein Auto angewiesen. Und genau dieser Personenkreis wird von allen ignoriert, die Verkehrspolitik, wie auch in Halle, mit ideologischen Scheuklappen vor den Augen betreiben.
Man führt das rot-rot-grüne Traumprojekt einer autofreien Innenstadt weiterhin über Einzelmaßnahmen fort, obwohl die Bürger 2021 im Bürgerentscheid mit deutlicher Mehrheit dagegen gestimmt haben. Anschließend wundert man sich, warum kaum noch ein Unternehmer in Halle investieren möchte oder warum immer mehr Menschen lieber aufs Land ziehen und in der Folge ihre Abgaben in anderen Kreisen oder gar Bundesländern zahlen. Dieses Geld fehlt der Stadt. Gleichzeitig stirbt die Innenstadt immer mehr aus, weil kaum noch ein Kunde bereit ist, die horrenden Parkgebühren zu zahlen oder umständliche Wege um die für den Verkehr weiträumig gesperrte Innenstadt herum zu fahren. Hier bedarf es dringend eines Umdenkens, wenn die Stadt noch eine Zukunft haben möchte.
Ein Anfang wäre es, wenn die Stadt einmal anfangen würde ernsthaft ihre Überschuldung zu reduzieren. Dann bleibt vielleicht auch irgendwann einmal Geld übrig, um unabhängig von ideologisierter Förderpolitik aus Bund und Land Baumaßnahmen durchzuführen, die tatsächlich im Interesse der Bürger sind.