Jedes Jahr richtet eine andere deutsche Stadt die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit aus. Nach 2015 nun 2021 erneut unsere schöne Stadt Halle.
Dass Halle die Gelegenheit erhält sich bundesweit zu präsentieren ist erst einmal begrüßenswert. Die Betonung liegt aber auf erst einmal. Tatsächlich wird der eigentliche Festakt aber wieder im Kreis ausgewählter Politiker und Gäste stattfinden. Den Bürgern bietet man hingegen, so ist es geplant, eine über die Stadt verstreute Ausstellung, bei der sich Bundesländer, Verfassungsorgane, die Stadt und die Bundeswehr präsentieren können. Die Stadt Halle hat zudem alle Kosten zur Absicherung des Events und der Verschönerung des Umfeldes selbst zu tragen.
Der gelernte DDR-Bürger fühlt sich bei diesen Eckdaten doch stark an die Besuche von Honecker oder namhaften Mitgliedern des Politbüros erinnert, wenn der Auftritt des derzeitigen Bundespräsidenten mit SPD Parteibuch, Frank-Walter Steinmeier, hier in Halle vorbereitet wird.
Wieder einmal gelingt es nämlich nicht den Bürger zu beteiligen.
Der 03. Oktober begeistert nicht aus sich selbst, die Menschen assoziieren mit diesem Datum, anders als mit dem 9. November, kein Ereignis, keinen Kraftakt, der ihr Leben von jetzt auf gleich verändert hätte. An diesem Tag trat nur ein formaler Vertrag in Kraft. Nicht mehr.
Die Politik hat hier ein Datum geschaffen, an dem sie sich selbst inszeniert.
Deutschland als einiges, als vereintes Vaterland ist heute mehr als vor 30 Jahren eine Illusion. Diese versucht man hier aufrecht zu erhalten. Die Gesellschaft ist gespalten wie nie und die Altparteien sitzen in größter Harmonie gemeinsam in der Händelhalle und feiern.
Das erinnert doch stark an die Zustände in der ehemaligen DDR. Auch dort saß im Palast der Republik im damaligen Ost-Berlin die Nomenklatur der DDR-Politik mit geladenen Gästen beieinander und feierten die angeblichen Errungenschaften des Sozialismus und sich selbst. Währenddessen verließen immer mehr Bürger über Ungarn, der Tschechoslowakei und Polen gen Westen das Land und der Unmut draußen wuchs.
Dafür, dass sich heute wieder mit Wortbrüchigen Paktierende in Festhallen selbst feiern, haben die Helden von 1989 sicher nicht ihre gesamte Existenz und Stasiknast riskiert.
Hier kann man sich nur entsetzt abwenden.