Der Stadtrat hat nach langer Debatte das Grün- und Freiflächenkonzept der Stadt beschlossen und damit, wie den Bemerkungen der Verwaltung aus den Begründungen zu der Vorlage zu entnehmen war, dem noch unfertigen Mobilitätskonzept vorgegriffen. Es wurden mit diesem Beschluss nun Tatsachen geschaffen, die vorab die Festlegung treffen, dass Parkflächen der Begrünung zu weichen hätten. In einer überalternden Stadtgesellschaft ist dies ein fatales Zeichen an die Einzelhändler in der Innenstadt.
Die MZ berichtete am 24.01. unter dem Titel: „Nach Schließung von Galeria Kaufhof: Ist Halles Innenstadt jetzt tot?“, dass zahlreiche Innenstadthändler über eine zurückgegangene Kundenzahl seit der Schließung von Galeria Kaufhof berichten. Offensichtlich entfallen nun jene Kunden, die im Zusammenhang mit dem Besuch vom Kaufhof auch noch kleinere Händler in der Innenstadt aufsuchen. Es scheint für diese nun der Anreiz weggefallen zu sein, ihre kleineren Besorgungen in der Innenstadt zu machen.
In der Debatte wurde klar, dass auch zahlreiche PKW nutzende Familien und Werktätige aus der Innenstadt wegziehen. Aber die linksgrünen Fraktionen sind sich sicher, dass das alles mit Fußgängern und Radfahrern ausgeglichen werden dürfte, ohne zu berücksichtigen, dass viele ältere Einwohner dies nicht mehr können und nasskaltes Wetter die Fahrradnutzung reduziert. Zudem schränkt die angespannte Sicherheitslage die abendliche Nutzbarkeit des ÖPNV so ein, dass viele Menschen auf das reichhaltige Kulturangebot der Stadt verzichten.
Die letzte Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Halle (4.Q 2022) wies im Fragebereich „Gewerbe-unfreundliche Kommunalpolitik“, einen Anstieg von 25% auf alarmierende 34 % aus und erkannte einen entwicklungshemmenden Faktor.
Dies könnte sich noch verschärfen, wenn nun immer mehr Parkplätze für Bäume weichen müssen, weil das Grün- und Freiflächenkonzept im Stadtrat durchgepeitscht wurde. Der Beigeordnete Rebenstorf verstieg sich gar zu der Aussage, dass bei der Abwägung von Grünflächen und Beton, die Grünfläche Vorrang habe.
Dass eine stärker als jetzt begrünte, aber schwieriger erreichbare Innenstadt noch ausreichend viele Besucher aufsuchen, die Geld in die Stadt bringen, wenn sich durch Schließungen das Sortiment verringert, darf ernsthaft bezweifelt werden.